Schaumbilder: Malen mit den Händen. Lieblingsbeschäftigung!

Ich weiß schon… viele Eltern runzeln erstmal die Stirn, wenn ihre Kinder sie nach der Stunde freudestrahlend in den Therapieraum ziehen und das Kunstwerk präsentieren: Was soll denn das sein? Beim Anblick einer oft graubraunen matschigen Masse auf durchweichtem Papier verständlich. Aber sie sehen, dass ihr Kind rundum glücklich ist. Wie das?

Ich erklär’s euch, sag ich dann.

Also ihr braucht (um eure Kinder glücklich zu machen):

  • Toleranz für die Aktivität eurer Kinder und das Saubermachen danach
  • einen freigeräumten Tisch
  • große Papiere, zum Beispiel festes Packpapier, oder Kartonstücke, mindestens 70 x 50 cm, und/oder eine große feste Papiertischdecke
  • Kreppband zum Festkleben
  • 1-2 Dosen Rasierschaum (am besten für empfindliche Haut, auf angenehmen Geruch achten)
  • Fingerfarben, es reichen drei bis vier Farbtöne
  • 1 großer Lappen
  • Malschürzen oder Malhemden aus alten T-Shirts

So beginnt ihr

Die Papiertischdecke kann Schutz für den Tisch oder auch gleich Malfläche sein. Klebt sie mit Kreppband gut fest, damit nichts rutscht. Auch die Papierbögen oder Kartons sollten an den Ecken gut festgeklebt sein. Jedes Kind sollte zum Malen großzügig Freiraum um sich haben. Größere Kinder haben mehr Spaß dabei im Stehen, kleinere sollten auf Stühlen knien oder auf Kinderstühlen sitzen mit gutem Halt für die Füße (wenn Kinder auf Stühlen sitzen und die Füße in der Luft hängen, können sie schlechter Körperspannung aufbauen und werden schneller ungeduldig).

Den Rasierschaum können die Kinder selbst auf das Papier spritzen oder sich von euch auf die Hände spritzen lassen. Großzügige Schaumberge oder Schlangen oder Würstchen, was die Phantasie so hergibt. Nach Lust und Laune wird der Rasierschaum großflächig, mit beiden Händen, verteilt.

Manche Kinder brauchen ein bisschen Zeit, um sich drauf einzulassen. Der Schaum an den Händen ist ihnen unangenehm. Zum Beispiel Kinder mit einer Hautüberempfindlichkeit beziehungsweise Überempfindlichkeit in der taktilen Wahrnehmung können so reagieren. Hier der Tipp: Mitmachen, Hände mit in den Schaum, die Kinder an den Händen ein bisschen führen. Einfühlsam und respektvoll.

Oder Kinder sagen: „Jetzt hab ich aber schmutzige Hände.“ Das könnte am Erziehungsstil der Eltern liegen 😉 Meine Antwort: „Das ist Schaum und bunte Farbe, kein Schmutz. Dafür haben wir für später den Lappen, wenn du nicht mehr malen willst.“ Ihr könnt auch da ein positives Vorbild sein, mit euren Händen im Schaum spielen, genießen… Sauber machen kommt danach.

Malspiele

Die allermeisten Kinder sind sofort im ‚Flow‘. Weite Bewegungen mit den Armen, am schönsten mit beiden Händen über die Fläche, Kreise, Wellen, Spiralen, eine liegende Acht. Intensiv beschäftigt, vertieft. „Welche Farbe möchtest du denn dazu haben?“ Etwa eine löffelgroße Portion Fingerfarbe aus den Töpfchen oder Flaschen bekommen die Kinder auf die Hände oder auf ihre Malfläche. Farbe und Schaum werden vermischt, Muster entstehen. Die Masse verändert sich, wenn weitere Fingerfarbe dazu kommt. Die Kinder entscheiden, welche Farbe sie möchten und wo sie hin soll. Ihr selbst entscheidet, wie oft ihr Schaum und Farbportionen anbieten wollt. Eine halbe Dose Schaum und ungefähr sechs bis acht Löffel mit Fingerfarbe reichen meist aus.

Aus fließenden, weichen Bewegungen entstehen Schaumbilder, verschwinden wieder. Die Hände und Finger malen in dem inzwischen bunt gefärbten Schaum, spontan, dynamisch, spielerisch, kreativ. Ohne jegliche Vorgaben: der Weg ist das Ziel! Erwartet keine ‚schönen‘ Bilder zum Aufhängen, Vorzeigen. Es ist ein ‚Malspiel‘. Seid einfach dabei, unterstützt, beobachtet. Kinder mögen es sehr, wenn ihnen jemand zuschaut – ohne zu beurteilen, kritisieren, verbessern. Das ist Wertschätzung für eure Kinder, das baut Selbstwertgefühl auf. Passt euch dem Spielverlauf eurer Kinder an, nicht umgekehrt. Die Ideen der Kinder haben Potential! Gebt den Kindern Zeit.

Dieses ‚Actionpainting‘ kann zehn Minuten gehen oder auch eine gute halbe Stunde.  Einige Kinder hören auf, wenn das Schaumbild noch bunt und fröhlich ist, bei anderen ist aus Schaum und Farbe ein gräulich-brauner weicher Mischmasch entstanden. Alles gut! Meist sagen die Kinder: „Ich will jetzt Hände waschen gehen.“ Dann ist das Werk getan. Kurz mit dem Lappen die Hände abwischen, ans Spül- oder Waschbecken gehen, abspülen.

Viele Kinder helfen sehr gerne beim Aufräumen und Saubermachen des Tisches. Bespricht mit den Kindern, ob ihr Kunstwerk trocknen soll oder ob sie das Blatt zerknüllen wollen. Farben wegräumen, Tisch abwischen, Papiere vom Tisch lösen, in den Müll werfen: „Wer macht was?“ Gute Laune auch beim gemeinsamen Reinemachen: Haben wir doch sauber hingekriegt!

‚Spielregeln‘

Achten solltet ihr auch hier auf einfache Verhaltensregeln: gemalt wird nur auf der Malfläche. Nicht drumherum. Wenn mal ein Klecks daneben geht, wird er kurz weggewischt. Es wird sorgfältig mit den Materialien umgegangen, nichts verspritzt im Raum. Der Hinweis dazu: „Farbe und Schaum bleiben auf dem Papier.“ Arme und Hände können auch mal bestrichen werden, das kommt auf eure Toleranz an. Farbe und Schaum lassen sich mit Wasser und Seife problemlos abwaschen.

Ein bisschen Theorie: Input für die Sinne

Fühlen, berühren, spüren: Basics der Entwicklung. Sich selber erleben, wahrnehmen, ein Gefühl für sich bekommen. Vielfältige Bewegungserfahrungen machen, hier mit den Armen, Händen, Fingern. Input für die Sinne. Sich aktiv beschäftigen, Berührung und Bewegung sind ein großes Bedürfnis für unsere Kinder und wichtige Impulse für die körperliche, geistige und emotionale Entwicklung. Optischen und akustischen Input gibt es mehr als genug: Medien im Überangebot.  Schafft Raum und Zeit für’s Fühlen und Bewegen im freien Spiel!

Unsere Kinder in der Praxis fragen oft nach: Wann kann ich wieder ein Schaumbild malen? Und klar können sie. Weil’s wichtig ist. Und Spaß macht.

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