Ein Murmelspiel selbst machen
Krach machen. Draufhauen erlaubt! Und dann, wenn’s fertig ist, ein selbstgemachtes Murmelspiel in den Händen halten. Die simplen Zutaten für ein bis zwei Stunden Werkeln: Dachpappnägel, ein kleiner Hammer, Holzplattenreste aus dem Keller (altes Schneidbrettchen geht auch), Malfarben, Glasmurmeln. That’s it!
Den Nagel auf den Kopf treffen!
Wenig Aufwand und Kosten, aber ein großes Erfolgserlebnis! Zeit zusammen mit den Kids. Das Hämmern braucht etwas (Betonung auf etwas!) Unterstützung. Denn -klar- wird sich der eine oder andere Nagel erstmal krümmen…
Der Reihe nach.
- Sucht ein passendes Holzbrett. Möglichst weiches Holz, am allerbesten Pappel, oder Fichte/Tanne. Die Abmessung des Brettes sollte ganz grob ungefähr 25 x 35 cm haben. Je nachdem, was ihr im Keller findet. Zusägen geht auch 😉 Das Holzbrett sollte so dick sein, dass die Nägel ca. 1 cm eingeschlagen werden können. Also mindestens 18 mm. Falls ihr Schleifklotz und feines Schleifpapier zuhause habt, können die Kids Kanten und Flächen anschleifen, damit die Oberfläche schön glatt wird (dazu in Richtung der Maserung schleifen!). Eine große Hilfe ist immer: Vormachen.
- Findet zusammen eine Malvorlage. Klare, einfache Umrissformen, die Kinder ohne Hilfe selbst aufmalen können. Die Mädels haben sich dieses Mal für Hasen entschieden. Eine Auswahl an Vorlagen findet ihr auch auf meiner Pinterest-Seite zum glückskinder.projekt. Auf den Umrisslinien der Figur wird später rundum genagelt. Eine Murmel mit circa 15 mm Durchmesser soll innerhalb der Umrandung gut rollen können. Die Figur sollte von den Kindern auf dem Brett möglichst großflächig aufgezeichnet werden. Am besten gelingt das Zeichnen mit einem weichen Bleistift, der sich radieren lässt. Ein Tipp, wenn das große Aufzeichnen den Kids noch schwerfällt: Macht oben und unten auf der Holzplatte Begrenzungspunkte mit dem Bleistift, wie groß das Tier werden kann.
- Jetzt braucht ihr die Malfarben. Wir verwenden Temperafarben, das sind deckende, intensive Wasserfarben, fertig zum Vermalen. Füllt nicht mehr als vier, fünf Farbtöne in flache Glasförmchen oder Schälchen. Legt den Kids jeweils 2 Pinsel hin mit dichten, festen Haaren für einen satten Farbauftrag: Einen dicken für die Flächen und einen dünneren für Details. Damit können die Kinder farbenfroh und ganz nach Lust und Laune das Brett bemalen. Mein Tipp: Haltet euch zurück mit den sogenannten guten Vorschlägen bei der Gestaltung. Das ist Kindersache! Einzig bei der sachgemäßen Verwendung vom ‚Handwerkszeug‘ (Pinsel und Farbe etc.) habt ihr was zu sagen. Einen Becher mit Wasser auf den Tisch stellen, um den Pinsel zwischen Farbwechseln auswaschen zu können. Ein altes Tuch daneben, auf dem der Pinsel trocken getupft wird. Ihr zeigt, wie’s geht, überlässt aber das Pinselreinigen den Kindern! Immer mal wieder auf die korrekte Vorgehensweise erinnern, falls überhaupt notwendig. Das fertige Werk trocknen lassen.
- Kindgerechten Hammer und Dachpapp-Nägel (30 mm) richten. In der Praxis lassen wir manchmal die Kids zuerst auf einem dicken Holzblock Nägel einschlagen, drauflos, kreuz und quer, zum Üben. Wenn die Hand oder das Handgelenk wehtut (das passiert!) – kurz ausschütteln oder eine Minimassage machen – hilft meist 🙂
Jetzt beginnt ihr zusammen mit dem Nageln der Umrisse, entweder indem ihr mit Bleistift die Punkte zum Nageln anzeichnet (die Murmel sollte nicht dazwischen passen) oder die Kinder Pi mal Daumen den richtigen Abstand abschätzen und die Nägel einschlagen. Kräftig draufhauen. Die 30 mm Nägel sind lang genug zum Festhalten. Die ersten Nägel solltet ihr einschlagen, damit eure Kids genau zuschauen könnt. Danach erst probieren sie es selbst, wobei die ersten Nägel auch von den Großen gehalten werden können. Ein schiefer Nagel oder zwei, drei, vier, fünf… das ist normal.
Seid großzügig, lasst die Kinder machen. Selbst machen ist die Devise, nicht das möglichst perfekte Ergebnis. Unterstützt, wenn die Kids drum bitten.
- Puh, das war echte Arbeit 😉 Noch einige Glasmurmeln suchen, weil die so schön klicker-klackern zwischen den Nägeln. Finden sich in -fast- jedem Kinderzimmer. Und los geht’s!
Übrigens: Die Idee stammt aus dem Buch „Das große Buch vom Basteln und Spielen“ von Sabine Lohf. Wunderschöne, genial simple und nachhaltige Ideen für Kinder. Viel kreativer Input für die Sinne und deshalb in unserer Praxis ein Renner!
Ergotherapiefachsimpelei: Was uns wichtig ist in unserer ergotherapeutischen Arbeit.
Mit den Händen was schaffen, selbstständig etwas handwerklich herstellen, kann die Kinder unglaublich stärken in ihrem Selbstbild.
Kinder motivieren zum aktiven, kreativen Handeln. Assistieren, aber nur in engen Grenzen. Da, wo die Kinder aufgeben wollen: Immer wieder vormachen, unterstützen. Nicht eingreifen, um’s „schöner“ zu machen!!! Unsere Erwachsenen-Ansprüche an das Endprodukt sind oft nur (lächerlich) angepasst an gesellschaftliche Normen. Fehler zulassen, sie sind zum Lernen da! Wir sind nicht Schule. Hier wird nichts bewertet und beurteilt. Das TUN steht im Vordergrund. Beobachten, kleine Erfolge sehen und anerkennen: Das gelingt nur, wenn man der Tätigkeit der Kinder Aufmerksamkeit schenkt. Geduld vermitteln. Zeit nehmen, damit das ganze FERTIG wird. Auch wenn man zwei-, dreimal dran geht. Mit den Kindern gemeinsam strahlen, wenn ihr Werk geschafft ist. Zuletzt: Erwachsenen-Kritik sein lassen, die macht jede Freude der Kids wieder zunichte.
Ihr könnt so (oder ähnlich) euren Kindern eine Portion Selbstwertgefühl schenken. Gutes Selbstwertgefühl: Die Basis für eine positive Entwicklung! Megawichtig für uns, bei der täglichen Arbeit. In unserer ergotherapeutischen Praxis haben wir den Anspruch, dass alles, was wir zusammen mit den Kindern tun, ihrem Selbstwertgefühl zugute kommt. Der Erfolg in der Therapie mit Kindern beruht nicht darauf, dass wir ihnen ein erwünschtes Verhalten antrainieren. Das hält nicht lange… Echter Erfolg (was bedeutet: das Kind erstarkt, blüht auf, traut sich was zu, handelt mit Vertrauen in seine Fähigkeiten, gibt nicht so leicht auf) beruht auf einfühlsamer Unterstützung. Unterstützung beim SELBST TUN LASSEN. Die ganz eigenen Potentiale entdecken und nutzen lernen!
Einen Hammerspaß wünscht euch