‚Papa hat morgen Geburtstag! Wir wollen für Papa eine Geburtstagsüberraschung basteln!‘
Das Wetter passt. Regenfäden vor den Fenstern, grauer Himmel und gar keine Lust auf draußen. ‚Wie wäre es mit zwei Geburtstagsengeln für Papa?‘ ‚Yippieee!‘ Super! Wir haben ein Kreativ-Programm für den verregneten Nachmittag.
Okay, jetzt die Vorbereitung. Ganz ohne geht’s nicht. Ihr braucht:
- Anleitung auf Pinterest: lautrerkinder/Meine Kinderwerkstatt
- Vorlage zum Ausdruck der Teile – auf DIN A3 hochkopieren, damit die Kids es später leichter haben zum Ausschneiden und Bekleben
- Fotos von den Kindern (Gesichter, schön von vorne) – ich hab sie ausgedruckt auf die passende Größe
- ein Bogen dünne Pappe (mindestens DIN A3 groß), die man noch gut mit einer Schere schneiden kann,
- Bastelkleber, z.B. Uhu
- spitzer Bleistift
- spitze Schere, scharfe Kinderscheren
- Lochzange
- 8 Musterbeutelklammern zum Befestigen der Flügel, Arme und Beine (was das ist? unten auf den Fotos zu sehen…)
- Schnur zum Aufhängen
- Papiere, z.B. gebrauchte Geschenkpapiere, alte Weingeschenktüten, Landkarten, die ihr nicht mehr braucht, Aufkleber, die ihr noch irgendwo habt…., Fotos, die in der Kiste vergammeln, und und und… (ich sammle alles 😉)
Weitere Angaben findet ihr auch in der Anleitung auf Pinterest. Ihr arbeitet ein bisschen vor. Die ausgeschnittenen Einzelteile des Engels vom Ausdruck legt ihr auf die Pappe, umfährt sie mit dem Stift und schneidet sie aus für die kleineren Kinder, größere können das. Arme, Flügel und Beine zweimal (davon einmal spiegelverkehrt). Achtet drauf, dass ihr die Markierungen für die Lochstanzung (die kleinen Kreise) überträgt, und zwar auf die Rückseite der Teile. Am besten fest mit einem spitzen Stift durchdrücken und dann nachfahren. Die Lochung der Teile mit der Lochzange können die Kinder später machen, wenn alles beklebt ist: sie haben viel Spaß dabei!
Dann richtet ihr die Sachen her, damit die Kinder alles greifbar haben. Wir haben das Material auf dem Boden ausgebreitet. So konnten beide Mädchen in den Papieren suchen, was ihnen gefällt und sie hatten genügend Platz zum Schneiden und Kleben. Ich war mittendrin, konnte helfen und musste nicht ständig um einen Tisch rumlaufen…
Allein machen lassen, was geht. Die Große, bald sechs Jahre, hat ihre Papp-Teile mit viel Geduld beklebt und ausgeschnitten. Tipp: einfach ein grob ausgeschnittenes Papier mit Klebestift auf die ausgeschnittenen Teile kleben, z.B. auf die Flügel, und erst danach an der Kontur entlang ausschneiden. Das klappt gut. Und braucht nicht perfekt sein!
Unsere Dreijährige bekam schon mehr Hilfestellung: beim Ausschneiden der runden Konturen zum Beispiel habe ich ihr geholfen. Aber das Aussuchen, Schneiden und Aufkleben von Papierschnipseln und anderen Verzierungen für’s Kleid, die Flügel, die Arme und die Beine hat sie gern selbst gemacht.
Gebt den Kindern gut schneidende Kinder-Scheren – ihr seid nebendran! Damit kann das Schneiden auch ein Erfolgserlebnis werden. Zur Orientierung: ab circa 3 Jahren schneiden Kinder gerne Schnipsel, ab dem Alter zwischen 4 und 5 Jahren mögen sie meistens schon gern an Linien entlang schneiden. Aber: nur Übung macht den Meister! Kinder, die selten eine Schere in der Hand haben und rumprobieren können, sind vielleicht schnell frustriert. Versucht, eurem Kind das Papier so hinzuhalten, dass es leicht zu schneiden geht. Wie’s wird, ist dann okay. Selbst machen ist das was zählt! Auch wenn es manchmal Erwachsenenansprüchen nicht so gefällt…
So, zurück zu den Engeln: Kinderköpfe auch auf Pappe kleben, noch ein bisschen zuschneiden (mit Hilfe 😊), ankleben an den Körper, Teile lochen, mit Musterklammern zusammenfügen, oben im Kopf noch ein Loch stanzen, ein Aufhängeband einfädeln: Geschenke fertig!
Zeitrahmen: Vorbereitungszeit circa eine Stunde, zusammen mit den Kindern nochmal zwei Stunden.
Solche kreativen Sachen machen wir auch mit unseren Ergotherapiekindern in der Praxis. Schön, die stolzen Kinder zu erleben! Klar, es kann für Kinder anstrengend sein: aushalten, dass es Zeit braucht, bis so ein Engel fertig ist. Dran bleiben. Sorgfältig und geduldig. Die Spannung: wie wird mein Engel aussehen, wenn alles zusammengefügt ist? Mit meinem Gesicht? Es lohnt sich: Den Kindern macht es Spaß, aus den bunten Papieren auszusuchen, etwas zu gestalten, was sonst niemand so hat. Freude ist vorprogrammiert!
Nur: ohne Vorbild geht das nicht. Wir Großen sind immer aufmerksam daneben, helfen, wenn’s nötig ist, erklären, schauen zu, lenken die Aufmerksamkeit wieder auf das Tun, wenn sie grade fort ist. Sehr präsent sein, das heißt auch: kein Handy weit und breit 😉. So fühlen sich die Kinder unterstützt, können dabei bleiben bis ihr Werk fertig ist. Jedoch immer beobachten und nicht überfordern. Kinder, die in die Schule kommen, sollten 20 Minuten ihre Aufmerksamkeit bei einer Aufgabe halten können – das ist ein Richtwert. Also auch zwischendurch mal ein bisschen erzählen…
Unsere Ziele dabei in der Ergotherapie: Handgeschicklichkeit, Ausdauer, Geduld – und die Fähigkeit zur Konzentration stärken. ‚Konzentrier‘ dich doch mal!‘ Wie oft hören Kinder diesen Satz, in der Schule, zu Hause… aber wie geht denn konzentrieren? Das können die Kinder nur von aufmerksamen Erwachsenen lernen, die ihnen vormachen, wie man sich konzentriert.
Einen netten verregneten Nachmittag mit glücklichen Kindern wünscht euch
Bitte schreibt mir, wenn Ihr Fragen habt, Tipps oder Vorschläge. Ich freu mich!
Ich war als Kind auch bei der Ergotherapie. Zunächst einzeln und später in einer Gruppe. Die Ziele finde ich außerordentlich wichtig. Geduld, Handgeschicklichkeit und Konzentration wurden auch bei uns geübt. Ich finde auch sehr gut, dass man das auf jedes Kind anpassen kann.